DER KAMPF IN INDONESIEN

Mitten im Kendeng-Gebirge auf einer indonesischen Insel bedroht PT Indocement, ein Tochterkonzern von HeidelbergMaterials, Landschaften, Wasserkreisläufe sowie Ökosysteme und damit auch die Existenzgrundlage vieler Menschen.

In der fruchtbaren Region um die Bergkette Kendeng auf der Insel Java, Indonesien, plant der Konzern, gegen den Willen der lokalen Bevölkerung, den Abbau von Kalkstein sowie die Errichtung eines Zementwerks [1]. Insgesamt besitzt der deutsche Konzern bereits drei Zementfabriken in Indonesien [2]. Das Kendeng-Gebirge besteht aus Karst, einer aus wasserlöslichen Gesteinen bestehenden Geländeformation, die hauptsächlich aus Kalk zusammengesetzt ist. Das Gestein nimmt beständig Kohlenstoffdioxid und Wasser auf, wodurch es in andauernder Veränderung ist. Dadurch bilden sich Höhlen, die Flüsse und Quellen versorgen und eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Wasserkreislaufes einnehmen. Ein Abbau des Kalkes und damit des Karst-Gebirges gefährdet die Wasserversorgung der Region und hat zudem Auswirkungen wie Überschwemmungen und Dürren [1].

Seitdem die Zementkonzerne 2006, darunter auch PT Indocement, auf die Kendeng-Berge aufmerksam geworden sind, gibt es Proteste und friedlichen Widerstand ausgehend von der dortigen Bevölkerung. In einer Protestaktion demonstrierten Frauen mit einbetonierten Füßen beispielsweise tagelang in der indonesischen Hauptstadt sowie vor der Zentrale in Heidelberg.

Durch gewonnene Gerichtsurteile konnte der Kalkabbau in der Region immer wieder herausgezögert werden. Außerdem führten die Diskussionen und Proteste dazu, dass der indonesische Staatspräsident Widodo den Professor Soeryo Adiwibowo beauftragte, ein Gutachten zum Kendeng-Gebirge zu erstellen. In dem Anfang 2017 fertiggestellten Gutachten kommt der Ökologe zu dem Schluss, dass es keinen Kalkabbau im Karst geben dürfe. Durch einen Kalkabbau würden Wasservorräte verschwinden, welche die Bauern unter anderem für die Bewässerung ihrer Felder dringend benötigten. Außerdem beheimate das Gebirge Tierarten wie Vögel, Schmetterlinge und viele Fledermausarten [2]. Trotzdem verfügt HeidelbergMaterials mittlerweile über eine Umweltgenehmigung für das Projekt in den Kendeng-Bergen [3]. Das ist durch einen starken Einfluss der Zementlobby auf die Politik sowie durch die Befürwortung der Provinzregierung zu erklären [1].

Eine der aktuellen Aktionen gegen den Beginn des Kalkabbaus fand im September 2020 statt. Mitglieder der indonesischen Bürger:innenbewegung LMPPK reichten bei der deutschen Bundesregierung Beschwerde gegen HeidelbergCement ein [4]. Deutschland ist Mitglied der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und unterhält somit eine Nationale Kontaktstelle, die sich mit Klagen bei eventuellen Verstößen der Leitlinien, in denen Menschenrechts- und Umweltstandards festgeschrieben sind, befasst [5]. Der Zementhersteller wird angeklagt, Lebensgrundlagen, Wasserressourcen sowie das lokale Ökosystem zu bedrohen [4].

Quelle: Film “Samin vs. Semen”

Quellen

  • [1] Keller, A. & Klute, M. (13.10.2016). DRECKIGER ZEMENT: Der Fall Indonesien. Le Monde diplomatique. https://monde-diplomatique.de/artikel/!5337730
  • [2] Kruchem, T. (28.08.2019). Zementabbau in Indonesien: Dorfbewohner wehren sich gegen Großkonzerne. Deutschlandfunk Kultur. https://www.deutschlandfunkkultur.de/zementabbau-in-indonesien-dorfbewohner-wehren-sich-gegen.979.de.html?dram:article_id=457423
  • [3] Kruchem, T. (11.03.2020). Wasserstreit auf Java: Kleinbauern wehren sich gegen einen Koloss. Radio SRF 2 Kultur. https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/wochenende-gesellschaft/wasserstreit-auf-java-kleinbauern-wehren-sich-gegen-einen-koloss
  • [4] Heinrich Böll Stiftung (09.09.2020). Indonesische Gemeinden reichen OECD-Beschwerde gegen HeidelbergCement ein. https://www.boell.de/de/2020/09/09/indonesische-gemeinden-reichen-oecd-beschwerde-gegen-heidelbergcement-ein
  • [5] Schwab, T. (10.09.2020). Heidelberger Zement-Riese in der Kritik: Er soll auf Java gegen Menschenrechte verstoßen. Frankfurter Rundschau. https://www.fr.de/wirtschaft/bauern-fuerchten-um-ihre-quellen-90040085.html